Urologie bei der Katze

Als Urologie (griechisch: ouron = Harn) bezeichnet man das Fachgebiet der Behandlung von Erkrankungen der Harnorgane.

Aufbau der Harnorgane

Die harnbildenden Organe sind die Nieren. Sie 

  • filtern das Blut und entfernen Abfallstoffe, Gifte und diverse Mineralien über den Harn. 
  • regeln den Wasserhaushalt des Körpers: Ist sehr viel Flüssigkeit vorhanden, wird mehr in Form von Urin abgeführt. Hat der Körper gerade eher wenig Wasser zur Verfügung, sind die Nieren in der Lage, den Harn sehr stark zu konzentrieren und nur die minimal notwendige Flüssigkeitsmenge auszuscheiden. 
  • sind wichtig für den Säure-Base-Haushalt und die Kontrolle des Blutdrucks.

Über die Harnleiter wird der gebildete Harn von den Nieren in die Harnblase transportiert. Hier wird er gesammelt und gespeichert. Ist ein gewisser Füllungsgrad erreicht, steigt das Bedürfnis der Entleerung (Miktion). Es handelt sich dabei zwar um einen Reflex, er ist aber normalerweise bewusst steuerbar. Der Urin wird dann über die Harnröhre ausgeschieden.

Urologische Erkrankungen

Urologische Erkrankungen können vielfältig sein: Von Infektionserkrankungen (Nierenentzündung, Blasenentzündung) über Fehlbildungen (ektopische Ureteren) bis hin zu Stoffwechselproblemen (Harnsteine, Diabetes insipidus) reicht die Bandbreite. Auch Tumoren (Urothelkarzinom) oder Inkontinenz kommen vor. Letztere kann dabei sowohl organische Ursachen haben (echte Inkontinenz) als auch eine Verhaltensauffälligkeit darstellen (Verlust der Stubenreinheit).

Urologische Untersuchungen

Der Tierarzt wird bei Verdacht auf eine urologische Erkrankung eine ausgiebige Anamnese erheben, das heißt, er wird Ihnen als Tierbesitzer viele Fragen stellen. Neben den üblichen Fragen nach den Beschwerden und der Dauer der Symptome wird er besonders nach Trink- und Fressgewohnheiten, sowie nach Kot- und Harnabsatz Ihres Tieres fragen. Die Antworten darauf geben ihm Hinweise, woher das Problem rührt. Denn neben primären urologischen Erkrankungen, wie etwa einer Blasenentzündung, gibt es auch sekundäre Erkrankungen, hierzu zählen etwa Vergiftungen oder eine Schocksituation. Sie haben einen Einfluss auf den Harnapparat, ohne ursächlich von dort auszugehen.

Wie auch bei anderen medizinischen Fachgebieten gibt es in der Urologie eine Vielzahl möglicher Untersuchungen und Behandlungen:

  • Um der Krankheit näher auf die Spur zu kommen, sind Blut- und insbesondere Urinuntersuchungen häufig. Sind die Nierenwerte im Blut verändert? Befinden sich Bakterien, Blut oder Kristalle im Urin?
  • Der Beckenbereich wird abgetastet. Dabei kann insbesondere die Blase erfühlt werden. Ist sie prall gefüllt oder schlaff und leer, zeigt das Tier eine Schmerzreaktion? Alles Hinweise, die für den Tierarzt wichtig sind. Harnröhre, Penis und ggf. Vagina werden untersucht. Durch rektale Untersuchung ist auch z.B. die Prostata erreichbar. 
  • Mittels Ultraschall können Blase und Nieren gut dargestellt werden. Etwaige Harnsteine werden so sichtbar. 
  • Auch eine Röntgenuntersuchung ist mitunter hilfreich, um den Zustand insbesondere der Blase zu erkennen.
  • Muss der Harn untersucht werden und das Tier setzt keinen ab – kann vielleicht auch keinen absetzen, weil die Harnröhre verstopft ist – kann mittels Katheter versucht werden, Urin zu gewinnen. Dabei wird ein kleiner Kunststoffschlauch durch die Harnröhre in die Blase geschoben. Auch durch die Bauchdecke ist die Blase erreichbar: Bei der sogenannten Zystozentese wird mit einer feinen Nadel bis in die Harnblase gestochen – natürlich unter sterilen Voraussetzungen! Dabei kann nicht nur Harn zur Untersuchung gewonnen werden, sondern auch die Blase entleert, wenn der Urin nicht abfließen kann.
  • Die Zystoskopie ist die minimalinvasive Untersuchung der Blase mittels eines Endoskops.

Urologische Behandlungen

  • Sogenannte „konservative“ Behandlungen kommen ohne chirurgischen Eingriff aus. Zum Beispiel werden Blasenentzündungen mit reichlich Flüssigkeit und bei Bedarf einem Antibiotikum behandelt. 
  • Fehlbildungen im Bereich der Harnwege versucht man zumindest bei Zuchttieren mittels einer Zuchtuntersuchung zuvor zu kommen. 
  • Häufig verlegen Harnsteine die Harnröhre, sorgen für starke Schmerzen und verhindern den Abfluss von Urin. Ist es bereits so weit gekommen, ist meist eine Operation nötig. Befinden die Steine sich noch in der Blase, lassen sie sich dagegen oft mittels einer Futterumstellung oder mit Medikamenten auflösen. Im Rahmen einer Zystoskopie können sie in spezialisierten Praxen auch mittels Laser zertrümmert werden.
  • Die Behandlung einer Inkontinenz kann eine echte Herausforderung sein. Wie bei allen Krankheiten ist es wichtig, die genaue Ursache herauszufinden, damit die adäquate Behandlung ausgewählt werden kann. Handelt es sich nicht um eine Verhaltensstörung, gibt es diverse mögliche chirurgische Eingriffe, die eine organisch bedingte Inkontinenz beheben oder zumindest verbessern können.

Natürlich ist diese Liste nicht erschöpfend, sie soll Ihnen aber eine erste Übersicht über mögliche urologische Probleme und deren Behandlungen verschaffen. Urologische Behandlungen können auch in auf die Urologie spezialisierten Kliniken durchgeführt werden. In diesen Kliniken gibt es neben der Expertise in diesem Bereich zusätzliche Ausrüstung, die in anderen Kliniken oft nicht vorhanden ist. Allerdings gibt es nicht viele solcher Kliniken, weshalb eine längere Anfahrt eingeplant werden muss.

© AniCura

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