Allgemeine Beschreibung
Klinisch äußern sich Atemwegserkrankungen der Katze in Husten, keuchenden Atemgeräuschen, Leistungsabfall und Atemnot. Sie sind durch eine Entzündung der unteren Atemwege ohne identifizierbare Ursache charakterisiert. Junge und mittelalte Katzen sind am häufigsten betroffen, zudem ist die Erkrankung bei Siamkatzen etwas häufiger zu finden.
Wie bei Asthma des Menschen sind die genauen Ursachen bei der Katze nicht gänzlich geklärt. Die klinischen Symptome des Hustens und der Atemnot sind auf einen Verschluss (Obstruktion) der unteren Atemwege erklärbar. Hierbei kommt es zu einer Entzündung der Bronchien und zu einer Größenzunahme (Hypertrophie) der Bronchienmuskulatur und der Schleimdrüsen. Dies führt zu einem verminderten Luftstrom in die Lungenbläschen und zeigt sich klinisch in einer verstärkten Atmung bis hin zu Atemnot.
In der Humanmedizin sind Allergene als potentielle Risikofaktoren für das Entstehen und für die Symptome des Asthmas bekannt. Die Rolle der Allergene bei der asthmatischen Katze ist nicht geklärt; Allergie auslösende Substanzen, Luftverschmutzung und Irritationen in Form von Aerosolen können aber potentiell die klinische Symptomatik verschlimmern und die Erkrankung eventuell auch auslösen.
Aufmerksamkeit sollte auf eine mögliche Allergenexposition gelenkt werden. Allergie auslösende Substanzen können ein neues (parfümiertes) Katzenstreu, Zigarettenrauch, Kaminfeuer, parfümierte Aerosole (Teppichreiniger, Raumduft, Deodorants, Haarspray), vermehrte Staubbelastung (Umzug) oder saisonaler Pollenflug sein.
Symptome
Häufig zeigen Katzen mit einer chronischen bronchialen Erkrankung wiederkehrenden Husten, Keuchen oder Atemnot und mögliche Abgeschlagenheit (Lethargie). Die Katze kann ein angestrengtes Atemmuster (pumpen) und eine verlängerte Ausatmungsphase zeigen, da es durch die Verlegung der kleinen unteren Atemwege zu Lufteinschluss (air trapping) in den Lungenbläschen kommt.
Diagnostik
Etwa 20% der Katzen mit bronchialer Erkrankung zeigen einen erhöhten Anteil an eosinophilen Granulozyten (Untergruppe der weißen Blutkörperchen) im Blut. Da es auch bei anderen allergischen oder parasitären Erkrankungen (Lungenwürmer, Herzwürmer, Magendarmparasiten, Hautparasiten) zu einer Erhöhung der eosinophilen Granulozyten kommen kann, ist dies ein unspezifischer Befund.
Eine Kotuntersuchung zum Ausschluss von Parasiten sollte bei der hustenden Katze immer durchführt werden. Es sollte eine Kotsammelprobe von drei Tagen untersucht werden, da dies die Chance vergrößert Parasiten zu finden. Ein negativer Test schließt das Vorhandensein von Parasiten nicht aus, da diese nicht immer (intermittierend) ausgeschieden werden. Empfohlene Kotuntersuchungen sind Auswanderungsverfahren nach Baermann (Lungenwürmer).
Das klassische Röntgenbild einer Katze mit chronischer bronchialer Erkrankung zeigt eine Verdickung der Bronchialwände, welche sich in Form von Kreisringen (auch doughnuts genannt) und Strassenbahnschienen erkennen lässt. Das Lungenfeld kann durch Überblähung vergrößert erscheinen und das Zwerchfell hierdurch nach kaudal (zum Schwanz hin) verlagert sein. Bei manchen Katzen kann es durch die angestrengte Atmung auch zu Rippenbrüchen kommen, welche im Röntgenbild erkennbar sind.
Die Lungenspiegelung (Bronchoskopie) ist eine Untersuchungsmethode, bei der man mit einer kleinen Kamera die Luftröhre und Bronchien untersucht. Hierbei wird auch eine Waschung (lavage) der Bronchien und der Lungenbläschen (Alveolen) durchgeführt. Die Flüssigkeit, welche bei der Waschung gewonnen wird, wird zytologisch und bakteriologisch untersucht.
Therapie
Da es bei Katzen zu einer Verschlimmerung oder Auslösung des Krankheitsbildes durch Allergene kommen kann, ist es wichtig potentielle Allergene zu vermeiden. Dies ist in manchen Fällen nicht möglich (z.B. Pollenflug), in anderen Fällen (z.B. Rauchen), realisierbar. Auf jeden Fall sollte herausgefunden werden, ob potentielle Allergene vorhanden sind, welche das Krankheitsbild verschlechtert haben könnten.
Prinzipiell gibt es die Möglichkeit einer Inhalationstherapie bei der Behandlung der Katze mit chronischer bronchialer Erkrankung. Dies bietet den Vorteil, dass sich das Medikament vorwiegend in den unteren Atemwegen anreichert und dadurch gezielt wirken kann. Ein weiterer Vorteil besteht in der Verringerung von Nebenwirkungen im Gegensatz zu systemischer Therapie. Vor allem Kortikosteroide können dosisabhängig zu schweren Nebenwirkungen bei der Katze führen (z.B. Diabetes mellitus).
Das Ziel ist, die Katze vorsichtig und spielerisch an eine inhalative Therapie zu gewöhnen. Meist ist es sinnvoll zu Beginn der Therapie mit oralen Medikamenten zu starten, während die Katze langsam an eine Inhalationstherapie gewöhnt werden kann. In den meisten Fällen ist die Therapie der chronischen bronchialen Erkrankung eine lebenslange Therapie, weswegen es notwendig ist die minimalste, aber effektivste Dosierung für die Behandlung der Erkrankung zu finden. Es ist sinnvoll, die Therapie frühzeitig zu starten, da es durch den chronischen Husten-, und Entzündungsreiz zu einer progressiven Verschlechterung des Krankheitsbildes kommen kann. Falls weder die Verabreichung von Medikamenten noch eine Inhalationstherapie durchführbar sind, gibt es die Möglichkeit Steroide mit Depotwirkung (alle 2 – 4 Wochen) zu verabreichen. Dies ist nicht ideal, da die Dosis nicht gut reguliert werden kann und die Gefahr von Nebenwirkungen höher ist.
Wie bereits erwähnt ist die Inhalationstherapie bei der Katze die beste Form der Therapie, wird aber nicht von allen Katzen toleriert.
Wann sollte man den Tierarzt kontaktieren?
Eine Katze mit akuter Atemnot (Maulatmung) ist ein absoluter Notfall und benötigt als erste Notfallmaßnahme sofortige Vorstellung beim Tierarzt. Hier braucht die Katze Sauerstoff zur Stabilisierung. Bei allen Katzen mit akuter Atemnot ist es a wichtig, das Tier NICHT zu stressen.
Eine medikamentelle Notfallbehandlung kann vorerst intramuskulär verabreicht werden (rasche Resorption). Medikamente, welche zum Einsatz kommen sind Bronchodilatatoren um die Bronchien weit zu stellen. Die Katze sollte innerhalb von 30 – 45 Minuten auf die Therapie ansprechen (Verbesserung des Atemmusters, rosa Zunge). Bei ungenügendem Erfolg kann ein Kortikosteroid verabreicht werden. Bei sehr schweren Fällen von Atemnot, welche nicht auf die Therapie ansprechen, muss eine temporäre künstliche Beatmung mit 100% Sauerstoff in Betracht gezogen werden.
Bei einer Katze mit der Gefahr einer wiederkehrenden Asthmaattacke sollten Notfallmedikamente zu Hause vorliegen. Ein Bronchodilatator (Terbutalin) kann im Notfall auch zu Hause verabreicht werden. Je nach Katzenbesitzer und Toleranz der Katze kann das Medikament unter die Haut oder über eine Atemmaske verabreicht werden. Falls die Katze nicht innerhalb von 15 – 30 Minuten auf die Therapie anspricht, benötigt sie eventuell zusätzlich Sauerstoff oder Kortikosteroide und sollte unverzüglich einem Tierarzt vorgestellt werden.
© Frau Dr. Alexandra Rose, Dipl.ACVIM, AniCura Tierklinik Hollabrunn, Oktober 2016