Vestibularsyndrom

Bei diesem Syndrom, das meist bei Hunden und Katzen auftritt, handelt es sich um eine plötzlich auftretende Erkrankung des Gleichgewichtsapparates

Allgemeine Beschreibung

Das Vestibularsystem, auch Gleichgewichtsorgan genannt, besteht aus einem Anteil im Innenohr und einem Anteil im Gehirn. Die Hauptaufgaben des Gleichgewichtsorganes sind die Aufrechterhaltung des Körpergleichgewichts und die Koordination von Kopf- und Augenbewegungen. Bei Störungen im Bereich des Gleichgewichtsapparates spricht man vom sogenannten Vestibularsyndrom.

Grundsätzlich kann jedes Tier an einer vestibulären Störung erkranken. Am häufigsten betroffen sind jedoch ältere Hunde und Katzen mittleren Alters.

Symptome

Die Symptome bei einer vestibulären Erkrankung treten in der Regel sehr schnell auf, was oft sehr beängstigend für die Tierhalter ist. Die Tiere zeigen typischerweise eine Kopfschiefhaltung, einen schwankenden Gang (Ataxie), schnelle Augenbewegungen (Nystagmus), ein im Kreis gehen und in schwerer ausgeprägten Fällen auch ein zur Seite fallen. Als Begleiterscheinung tritt in vielen Fällen Übelkeit mit Erbrechen und Futterverweigerung auf. Stellen Sie sich vor, Sie fahren Karussell, steigen dann aus und versuchen geradeaus zu gehen - in etwa so fühlen sich die Tiere mit einem Vestibularsyndrom.

Diagnose

Die Diagnose „Vestibularsyndrom“ kann der Tierarzt bereits nach der Vorgeschichte und klinischer Untersuchung stellen. Schwieriger ist dann jedoch die Lokalisation des Problems- Innenohr oder Gehirn?

Wenn das Innenohr betroffen ist, sind bis auf wenige Ausnahmen keine weiteren neurologischen Ausfälle festzustellen: die Tiere reagieren normal, zeigen keine Lähmungserscheinungen und können ihre Pfoten kontrolliert vorwärts bewegen. Auch die Form des „Augenzitterns“ kann einen Hinweis auf die Lokalisation der Störung sein.

Ursachen können eine Otitis interna (Innenohrentzündung), eine Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse), Substanzen, die schädlich fürs Innenohr sind (zB spezielle Medikamente), Traumata oder Tumore im Innenohr sein. Wird keine Ursache gefunden, spricht man von einem idiopathischen Vestibularsyndrom. Da es bei Hunden fast ausschließlich im hohen Alter (>10 Jahre) auftritt, wird diese Form auch als geriatrisches Vestibularsyndrom bezeichnet. Es handelt sich hierbei um eine plötzlich auftretende Störung des Gleichgewichtsapparates, die Symptome wie Schwindel, Augenzittern und Kopfschiefhaltung, sind meist stark ausgeprägt, jedoch bessert sich der Großteil der Patienten innerhalb von 72h nach begonnener Therapie deutlich.

Wenn das Gehirn betroffen ist, zeigen die Tiere meistens Störungen in ihren Reaktionen und Wahrnehmungen und können die Pfoten nicht oder nur schwer koordinieren, sogar epileptische Anfälle können vorkommen. Die Ursachen können sehr verschieden sein. Angefangen von Schädel-Hirn-Trauma, Stoffwechselerkrankungen, Meningoenzephalitiden (Entzündungen des Hirns und der Hirnhäute) und angeborenen Fehlbildungen.

Je nach Vorbericht und Untersuchung des Tieres kann es notwendig sein, weitere Schritte wie Blut oder Gehirnflüssigkeit im Labor ansehen zu lassen oder CT/ MRT Untersuchungen in die Wege zu leiten.

Therapie und Prognose

Die Therapie und auch die Prognose sind abhängig von der Grunderkrankung. Kann diese behoben werden bzw. handelt es sich um die idiopathische Form, sind Kreislauf unterstützende und durchblutungsfördernde Maßnahmen indiziert. Ebenso kommen Medikamente gegen Übelkeit, Erbrechen und Schwindelgefühl zum Einsatz. Vitamingaben in Kombination mit viel Ruhe und Pflege können den Heilungsprozess des Vierbeiners positiv unterstützen. In den meisten Fällen kommt es dann zu einem Verschwinden der Symptome, vereinzelt bleibt eine leichte Kopfschiefhaltung zurück, mit dieser die Tiere aber sehr gut zurechtkommen können und die Lebensqualität nicht beeinträchtigt.

© Mag. Katharina Weber, Kleintierklinik Breitensee, Februar 2018

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