Giardien bei Katzen

Giardien zählen zu den häufigsten Darmparasiten. Meist verläuft eine Infektion symptomlos. Allerdings können Katzen mit Durchfall an Giardien leiden. In diesem Artikel werden Fragen rund um das Thema Giardien bei der Katze beantwortet:

Was sind Giardien?

Giardien sind mikroskopisch kleine einzellige Lebewesen. Ihr rübenförmiger Körper ist bis zu 20 Mikrometer lang. Mit Hilfe kleiner Fäden, sogenannter Geißeln, bewegen sich Giardien peitschenförmig fort. Giardien führen eine parasitäre Lebensweise. Ihr bevorzugter Lebensraum ist der Dünndarm von Säugetieren, Vögeln, Amphibien und Reptilien. Dort können die Giardien eine Durchfallerkrankung, die Giardiose bzw. Giardiasis, auslösen.

Der Lebenszyklus der Giardien

Im Laufe seines Lebens existiert der Einzeller in zwei verschiedenen Formen – als Trophozoit (aktive Lebensform) und als Zyste (inaktive, ansteckende Lebensform). Als fragiler Trophozoit lebt und ernährt sich der Parasit im Dünndarm von Tieren. Gelangt der Trophozoit in den Dickdarm, wandelt sich der Erreger in eine inaktive Zyste um. Die Zyste wird dann mit dem Kot des Wirtes ausgeschieden. Die Giardia-Zysten sind sehr widerstandsfähig. Sie können mehrere Monate in der Umwelt überleben und überstehen sogar Einfrieren. Der bevorzugte Lebensraum der Zysten ist das Wasser oder eine feuchte Umgebung. Gerne bleiben Zysten auch am Fell des Tieres (insbesondere im Analbereich) haften. So kann das Infektionsgeschehen aufrechterhalten werden. Reinfektionen sind ein häufiges Problem bei Giardienbefall.

Wie bekommt eine Katze Giardien?

Katzen infizieren sich durch die Aufnahme von Giardia-Zysten. Die Zysten befinden sich unter anderem im Kot anderer infizierter Tiere. Häufig handelt es sich dabei um Wurfgeschwister. Dies ist auch einer der Gründe, wieso die Giardiasis häufiger in Haushalten mit mehreren Katzen und bei Katzen unter einem Jahr auftritt. Nach der Aufnahme von Zysten dauert es fünf bis 16 Tage, bis eine Katze Krankheitsanzeichen zeigt. Nicht immer steckt sich eine Katze bei einer einmaligen Aufnahme der Zysten an. Vielfach sind mehrere Expositionen erforderlich, um eine Infektion auszulösen.

Können Giardien beim Hund zur Ansteckung von Katzen führen?

Bei der Giardiose handelt es sich um eine Zoonose. Zoonosen sind Erkrankungen, die von Tieren auf den Menschen und umgekehrt vom Menschen auf Tiere übertragbar sind. Das bedeutet, dass Giardienbefall beim Hund eine Übertragung auf Menschen oder Katzen zur Folge haben kann. Über 40 verschiedene Giardienstämme sind weltweit bekannt, wobei nicht alle Artgrenzen überspringen. 

Insgesamt ist das Risiko, dass ein  Giardienbefall bei Hunden eine Übertragung auf den Menschen zur Folge hat,, ist sehr gering. Der Giardienstamm, der Menschen infiziert, befällt normalerweise nicht Katzen oder Hunde.

Wie häufig kommt ein Giardienbefall vor?

Giardien zählen zu den häufigsten Darmparasiten bei Katzen und Hunden. In einer Studie des IDEXX Labors aus den Jahren 2017 und 2018 wurden 2188 Katzenproben auf die Anwesenheit von Giardien-Protein untersucht. Etwa 9,4 Prozent der untersuchten Tiere wies eine Giardieninfektion auf. Menschen erkranken in Deutschland nur selten an Giardien. So werden jährlich etwa 4 - 5 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner erfasst. Häufig erfolgt die Infektion auf Urlaubsreisen in warme Regionen oder Länder mit eher schlechter hygienischer Situation. Gefährdet sind Kinder, ältere und kranke Menschen. Eine Infektion mit Giardien bei Menschen ist unbedingt meldepflichtig.

Giardien bei der Katze - Symptome

Obwohl es sich um den wahrscheinlich häufigsten Darmparasiten handelt, weist die Mehrheit der mit Giardien infizierten Katzen keine sichtbaren Krankheitsanzeichen auf. Diese Tiere bleiben jedoch eine Infektionsquelle für andere Tiere und auch den Menschen.

Ob Giardien Symptome bei Katzen auslösen, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

  • Alter: Jungtiere unter 12 Monaten erkranken häufiger als ausgewachsene Katzen
  • Bereits bestehende Darminfektionen: Giardien treten oft zusammen mit anderen Einzellern wie Cryptosporidium oder Isospora auf
  • Darmflora und Darm-Immunität: In der Darmschleimhaut befinden sich der Großteil aller Immunzellen des Körpers. Immunzellen spielen eine wichtige Rolle in der Abwehr von Krankheitserregern. Darm-Bakterien stehen in direktem Kontakt mit diesen Zellen und regulieren dadurch das Immunsystem. Der Darm einer gesunden Katze kann Giardien abwehren. Liegen hingegen Störungen in der Zusammensetzung der Darmbakterien vor, können sich die Parasiten ausbreiten.

Zu den Anzeichen einer Infektion mit Giardien bei der Katze können akuter oder chronischer Durchfall gehören. Der Durchfallkot infizierter Katzen ist eher hell und wässrig-schleimig. Mitunter riecht der Kot sehr übel und kann Blutspuren enthalten. Bei einem massiven Giardienbefall bei Katzen tritt Brechreiz auf. Erkrankte Katzen wirken lethargisch und verlieren an Gewicht. Das Fell erscheint matt und struppig. Der Krankheitsverlauf kann sich aufgrund der Gefahr der Reinfektion trotz Therapie über Monate hinziehen.

Wie stellt der Tierarzt eine Giardiose bei der Katze fest?

Für die Diagnose der Giardiose wird eine Kotprobe untersucht. Im Stuhl befindliche Zysten können mit Hilfe eines Mikroskops durch den Tierarzt identifiziert werden. Zusätzlich stehen molekularbiologische und antikörperbasierte Testverfahren zur Verfügung, um das Erbgut (DNA) von Giardien oder Giardia-Proteine im Kot der Katze nachzuweisen. Eine Untersuchung der DNA gibt auch Rückschlüsse auf den Giardienstamm und das zoonotische Potential des Erregers. Für eine eindeutige Diagnose müssen in einigen Fällen mehrere Kotproben analysiert werden, da Zysten nicht kontinuierlich ausgeschieden werden.

Was hilft, wenn meine Katze Giardien hat?

Giardienbefall bei einer Katze kann üblicherweise mit drei Maßnahmen bekämpft werden:

  • Optimierung der Ernährung und Stärkung des Immunsystems
  • Hygienemaßnahmen
  • Medikamente

Was füttere ich meiner Katze, wenn sie an Giardien leidet?

Für die optimale Darmfunktion und Kotkonsistenz ist das Gleichgewicht aller im Darm angesiedelten Mikroorganismen, das sogenannte Mikrobiom, bedeutend. Präbiotika (eine spezielle Form von Ballaststoffen) und Probiotika (lebensfähige Mikroorganismen) können helfen, das Gleichgewicht des Mikrobioms wiederherzustellen. Die Nahrungskomponenten unterstützen die normale Darmfunktion und helfen, die Durchfallsymptome einer Giardiasis zu kontrollieren. 

Präbiotika sind bestimmte Ballaststoffe aus langkettigen Kohlenhydraten, die nicht vom Darm aber von erwünschten Bakterien aufgenommen werden. Mit Präbiotika unterstützt man das Wachstum bereits vorhandener, nützlicher Darmbakterien und trägt dadurch zur Wiederherstellung der natürlichen Darmflora bei. Zusätzlich verringert eine ballaststoffhaltige Ernährung die Anhaftung der Erreger an der Darmwand. Beispiele für präbiotisch wirksame Zusätze sind pektinreicher Apfeltrester und Flohsamenschalen.

Probiotika sind Produkte, die lebende Mikroorganismen enthalten. Durch ihren Zusatz kann dem Darm der Katze gezielt spezielle Bakterien und Hefepilze zugeführt werden. Sie unterstützen den Darm bei der Produktion eines Biofilms. Dadurch kann das Anhaften und Eindringen der Giardia-Zysten verhindert werden. Probiotika für Katzen sind in Pulver- oder Kapselform erhältlich. Die Produkte variieren in der Menge und Zusammensetzung der angebotenen Mikroorganismen. Zu den am häufigsten eingesetzten Bakterienstämmen zählt Enterococcus faecium.

Vielfach sind präbiotische Nahrungsergänzungsprodukte für Katzen zusätzlich mit präbiotischen Ballaststoffen angereichert und werden deshalb als Synbiotika bezeichnet. Synbiotika haben den Vorteil, dass Darmbakterien zusammen mit ihrem „Futter“ geliefert werden. Eine Katze mit Durchfall aufgrund von Giardien profitiert besonders von diesen Produkten.

In einigen Online-Inhalten wird eine kohlenhydratarme Ernährung bei Giardienbefall empfohlen. Bislang fehlen allerdings wissenschaftliche Belege, dass eine kohlenhydratarme Diät die Giardieninfektion beeinflusst – weder positiv noch negativ. Kohlenhydrate sind eher leicht verdauliche Nahrungsbestandteile. Im Vergleich dazu werden Fette und Eiweiße eher schwer verdaut. Der Darm einer Katze mit akuter Giardieninfektion kann zeitweise so weit geschädigt sein, dass eine drastische Ernährungsumstellung eher unzweckmäßig erscheint. Deshalb sollten sich Katzenhalter vor einer Ernährungsumstellung den Rat eines Tierarztes einholen. Dieser verfügt bei der Behandlung von Giardien der Katze über Erfahrung und kann Sie fachgerecht beraten.

Hygienemaßnahmen bei Giardien bei Katzen

Besondere Hygienemaßnahmen und die gründliche Reinigung der Umgebung können das Risiko der Aufnahme von Giardien-Zysten verringern. Dazu gehören:

  • Kot der Tiere stets einsammeln und unschädlich beseitigen (Plastiktüte, Mülltonne).
  • Katzentoilette, Futter und Wassernapf regelmäßig mit kochendem Wasser reinigen und anschließend sorgfältig abtrocknen
  • Frisches Wasser zu trinken geben, da andere Wasserquellen durch andere Tiere infiziert sein können.
  • Vor allem langhaarige Katzen nach der Behandlung shampoonieren, da infektiöse Zysten am Haarkleid haften können.
  • Katzendecken regelmäßig heiß waschen.
  • Spielzeug und Kratzbäume sorgfältig reinigen.

Medikamentöse Behandlung von Giardien bei Katzen

Das Medikament Fenbendazol kann bei Giardiose verabreicht werden. Allerdings gestaltet sich die Bekämpfung der Giardien bei Katzen schwierig, weil die Gefahr einer Reinfektion sehr groß ist. Deshalb sollten alle Tiere eines Bestandes gleichzeitig behandelt werden, unabhängig davon, ob sie Symptome zeigen.

Giardien bei Katzen – Reine Panikmache?

Nicht jedes Tier, dass den Erreger in sich trägt, muss eine Symptomatik zeigen. Es ist umstritten, ob gesunde Katzen mit einer Giardieninfektion medikamentös behandelt werden sollen. Deshalb sollte bei jeder infizierten Katze ohne Symptome individuell entschieden werden, ob eine Behandlung notwendig ist oder nicht. Ein Tierarzt verfügt bei der Behandlung von Giardien der Katze über Erfahrung und kann Sie fachgerecht beraten.

Gegen eine Behandlung symptomfreier Katzen sprechen:

  • Die medikamentöse Behandlung der Giardien kann Nebenwirkungen hervorrufen 
  • Üblicherweise stellen symptomfreie Haustiere kein Gesundheitsrisiko für gesunde Menschen oder Tiere dar
  • Giardien-Zysten befinden sich überall in der Umwelt, wodurch das Reinfektionsrisiko steigt
  • Strenge Hygienemaßnahmen sind für viele Katzenbesitzer nicht umsetzbar, wodurch das Reinfektionsrisiko steigt
  • Wiederholte medikamentöse Behandlungen können das Darmmikrobiom negativ beeinflussen

Für eine Behandlung symptomfreier Katzen sprechen:

  • Die infizierte Katze lebt zusammen mit immungeschwächten Risikopatienten in einem Haushalt

Giardien bei der Katze - Fazit

Die hartnäckigen Darmparasiten sind glücklicherweise meist harmlos. Da sie für geschwächte Tiere und Menschen jedoch unangenehm werden können, sollten Sie bei einem Verdacht auf Giardien bei Ihrer Katze auf jeden Fall zum Tierarzt gehen.

 

© AniCura 

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