Gerötete und rote Augen beim Tier
Um Ihrem Tierarzt die Einschätzung der Dringlichkeit zu erleichtern, sollten Sie sich folgende Fragen stellen:
- Sind beide oder nur ein Auge betroffen?
- Ist die ansonsten nahezu weiße Lederhaut auch gerötet? (zur Beurteilung am besten das Oberlid hochziehen)
- Gibt es weitere Symptome wie Augenausfluss (wässrig, schleimig, gelblich, grünlich), Blinzeln, starkes Kneifen oder Juckreiz ?
- Zeigt das Auge an sich weitere Verfärbungen (Blau- oder Graufärbung)?
- Ist das Sehvermögen eingeschränkt?
Bindehautentzündung
Ein harmloses Beispiel wäre eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) (Abb.1), hervorgerufen durch eine übermäßige Antwort des Immunsystems auf Pollen, Staub, Microfaser etc. Häufig betroffen sind junge Hunde und seltener auch mal Katzen, die zudem noch Juckreiz und eitrigen Augenausfluss bei ansonsten ungestörtem Allgemeinbefinden zeigen können. Eine Bindehautentzündung tritt in der Regel immer beidseitig auf.
Abb.1. Gerötete, entzündete Bindehaut eines einjährigen Mischlingsrüden. Typisch bei einer Konjunktivitis sind viele kleine Bläschen im Bindehautsack. Dies sind sog. Lymphfollikel mit ähnlicher Funktion wie ein Lymphknoten.
Grüner Star und Entzündung des Augeninneren
Aber auch schwere Erkrankungen wie ein Glaukom (Grüner Star, Augenüberdruck) oder eine Entzündung des Augeninneren (Regenbogenhautentzündung, Uveitis) führen zu einer Rötung. Hier ist in der Regel auch die Lederhaut gerötet, das Auge wird gekniffen und zeigt manchmal eine Verfärbung der Hornhaut. Beide Erkrankungen sind Notfälle und sollten zeitnah von einem Augentierarzt untersucht werden. Unbehandelt können diese Erkrankungen zu Blindheit und starken Schmerzen der Tiere führen.
Abb. 2 Dieser Hund hat einen Augenüberdruck (Grüner Star) – eine der gefürchtetsten Augenerkrankungen sowohl beim Mensch als auch bei unseren Haustieren. Zusätzlich zu einer geröteten und geschwollenen Bindehaut, ist die ansonsten nahezu weiße Lederhaut stark gerötet. Zudem zeigt die Hornhaut eine Blaufärbung aufgrund von Wassereinlagerungen (Ödemen).
Weitere Gründe für rote Augen:
- Fremdkörper jeglicher Art
- Trauma nach Bissverletzungen, Autounfällen etc.
- Tumore
- Verletzungen der Hornhaut
- Jegliche Formen einer Entzündung der Lederhaut (Episkleritis, Abb.4), Hornhaut (Keratitis), Regenbogenhaut (Uveitis anterior), Aderhaut/Netzhaut (Chorioretinitis) etc.
- Trockenes Auge durch zu wenig Tränenflüssigkeit (Keratokonjunktivitis sicca)
- Einblutungen ins Auge durch Bluthochdruck, Rattengift, Trauma etc
- Vorfall der Nickhautdrüse (s. Abb.3)
Umgekehrt kann man sagen, dass es weniger Augenerkrankungen ohne rote Augen gibt als mit. Daher ist eine zeitnahe und ausführliche Augenuntersuchung mit Beurteilung aller Augenabschnitte und Druckmessung essentiell für eine schnelle Diagnosefindung und Einleitung einer geeigneten Therapie.
Was können Sie bereits zuhause machen?
- Hindern Sie Ihr Tier am Kratzen des Auges. Im besten Fall besitzen Sie bereits einen Halskragen und können diesen Ihrem Hund überziehen. Bedenken Sie, dass Sie nicht immer mitbekommen, wenn sich Ihr Tier kratzen will.
- Wenden Sie nie eigenständig Medikamente am Auge aus Ihrer Hausapotheke an.
- Lassen Sie Fremdkörper an Ort und Stelle und entfernen Sie diese nie selbstständig.
- Trennen Sie das erkrankte Tier von anderen im Haushalt lebenden Tieren, um Belecken des kranken Auges zu vermeiden!
Abb. 3.: Ein Nickhautdrüsenvorfall („cherry eye“) einer jungen französischen Bulldogge ist zwar kein Notfall, kann aber zu einer starken Rötung mit Entzündung der gesamten Bindehaut führen. Eine Operation ist unumgänglich.
Abb.4.: Lederhautentzündung (Episkleritis) einer Mischlingshündin. Nicht selten ist die Hornhaut zusätzlich eingetrübt und entzündet. Meist liegt eine autoimmune Ursache zugrunde.
Abb. 5.: Einblutung in ein Kaninchenauge aufgrund einer schweren Regenbogenhautentzündung. Ursächlich ist hier vermutlich die gelblich-trübe Linse, entstanden durch eine Infektion mit einem einzelligen Parasiten (E.cuniculi)
© Teresa Keiditsch,Tierärztin, Zusatzbezeichnung Augenheilkunde, AniCura Tierärztliche Spezialisten Hamburg, November 2017